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Persönliche Erinnerungen von gefragter Autorin: Kleinmachnowerin hat viel zu erzählen

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Buchautorin
Elisabeth Göbel
Telefon:01 76/43 16 35 67
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Frauen im Hühnerstall

Stand: November 2023

Wer hat Angst vor Federvieh? Oder war es nur eine gute Tarnung? Jedenfalls konnten sich etliche Frauen aus Kleinmachnow ausgerechnet im Dunkel eines Hühnerstalls vor der Gefahr von Übergriffen schützen.

Daran gibt es bei Elisabeth Göbel noch eine wache Erinnerung: „Persönlich hatte ich keine Probleme mit den sowjetischen Soldaten, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bei uns waren. Ich musste aber miterleben, dass zahlreiche Frauen bedroht waren. Viele davon kamen heimlich zu uns aufs Grundstück und versteckten sich im Hühnerstall.“

Kriegskind
Die Kleinmachnowerin kam 1939 zur Welt, im Juni, nur wenige Wochen, bevor die Nazis mit dem Überfall auf Polen den Krieg auslösten. Sie war also nicht mal sechs Jahre alt, als die Folgen der Niederlage in ihrer Heimatgemeinde Kleinmachnow ebenfalls zu spüren waren. Dort hatten ihre Großeltern Auguste Karos und Otto Karos ein Grundstück am Elsternstieg gekauft. Im Nebenhaus war ihre Tischlerwerkstatt untergebracht. „Es ist überliefert, dass mein Großvater unter anderem das Kirchengestühl für die Friedhofskapelle geschaffen hat“, weiß die Enkelin aus der Familiengeschichte. Ebenso sind ihr die Bombenangriffe in Erinnerung.

Plötzlich eingesperrt
Sie hat sich entschieden, nicht selbst „wie die Hühner zu gackern“, sondern andere dabei zu beobachten. „Bis zum Mauerbau waren die Grenzen offen. Ich habe in Westberlin Slawistik und Anglistik studiert. 1961 konnte ich von Tempelhof aus zu einem Studienaufenthalt nach England fliegen. Das war mein großes Glück. Wir dachten ja alle, dass die Mauer nicht lange bestehen würde. Meine Mutter allerdings sah das anders. Sie schrieb mir: ‚Wir sind eingesperrt, komm nicht hierher zurück.‘ Also fand ich meine neue Heimat in Westberlin.“

Garten und Geschichten
Dort arbeitete Elisabeth Göbel als Journalistin mit den Schwerpunkten Kultur und Reisen. Später wurde sie Buchautorin. Seit 2008 wohnt sie wieder im elterlichen Haus in Kleinmachnow. Hier erschien jetzt ein ungewöhnliches Buch. In „Mein hundertjähriger Garten: Tagebuchnotizen und Erinnerungen“ verbindet sie biografisches aus ihrem Leben mit dem Alltag vor ihrer Haustür. „Insbesondere mein Mann Lutz Göbel war davon fasziniert. Wie viele andere, machten wir aber die Erfahrung, dass Pflanzenwachstum eine Menge Wissen voraussetzt. In unserer Gemeinde haben wir einen sandigen, wenig ertragreichen Boden, der für viele Enttäuschungen gut ist“, resümiert sie. Dabei diente der Vorgarten, wie alte Aufnahmen zeigen, sogar schon mal als Getreidefeld.

Osten hautnah
Elisabeth Göbel ist eine „Ur-Kleinmachnowerin“, die als Autorin bereits viele begeistert hat. So besuchte sie nach der Wende mehrmals Polen und Sankt Petersburg, was sie in entsprechenden Büchern wiedergab. Titel wie „Polonia, du Schöne“ oder „Polnisches Kaleidoskop“ gelten heute aufgrund des Zeitkolorits ebenso als Raritäten wie „Das Petersburger Lächeln“. Sie begab sich sogar auf die Spuren von Thomas Mann und dessen Roman „Der Zauberberg“, als sie 2002 mit „Der Kurgänger“ ebenfalls die spezielle Atmosphäre in einem derartigen Betrieb einfing. „Mein Mann hatte eine Kur verschrieben bekommen. Ich machte aus dem so ganz eigenen Leben, wie es dort stattfindet, einen Roman. Humor kommt hier natürlich nicht zu kurz“, lädt sie zum Lesen ein.

Wichtige Einblicke
Ihr neuestes Werk „Mein hundertjähriger Garten“ ist für die Gemeinde eine mehrfache Bereicherung. Schließlich sind viele Bewohner „zugezogen“ und an den Hintergründen der neuen Heimat interessiert. Im Buch greift sie aktuelle Themen auf. Mit ihrer ganz eigenen Art betrachtet sie die Veränderung bei Pflanzen, Gewächsen oder Insekten und macht sich Gedanken über zu warme Winter und das Klima. Dazu kommt, dass viele einen Garten haben und daher manche Tipps der Autorin durchaus benötigen können. Wobei die wenigsten Grundstücke „einen Morgen groß“ sind, wie bei Elisabeth Göbel. Das Hühnerhaus haben die meisten durch die Kinderspielecke ersetzt, in der Hoffnung, dass derartige Fluchträume nicht mehr nötig werden!

Erstellt: 2023