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Am liebsten den ganzen Tag „blau“: Wertvolle Sammlung der Moderne auf Raumsuche

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Kunstsammler
Siegfried Grauwinkel
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Website:www.grauwinkel.de
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600 Werke wollen ans Licht

Stand: November 2022

Hinschauen, wundern und genießen: Wer hier im Einfamilienhaus in der Neubausiedlung schräg gegenüber vom Rathaus den Schalter betätigt, dem geht in jedem Fall ein Licht auf.

Schließlich spielt stilvolle Beleuchtung im Leben von Siegfried Grauwinkel eine entscheidende Rolle. Denn ausgerechnet seine berufliche Tätigkeit als Leuchtenvertreter sorgte dafür, dass ihm unversehens selbst ein Licht für die Kunst aufging.
Aus dem erfolgreichen Verkäufer wurde ein ebenso leidenschaftlicher wie sachkundiger Sammler von moderner Gegenwartskunst.

Sammler in Not
Damit hätte Kleinmachnow einen Schatz, der Museen in Berlin und anderen Weltstädten neidisch werden lässt.
Doch statt Kunstfreunde anzuziehen, schmücken einige wenige Bilder die Wände im Einfamilienhaus von Gabriele Grauwinkel und ihrem Ehemann. Dabei würde sich das Paar, das seit zwölf Jahren verheiratet ist, durchaus mehr Öffentlichkeit wünschen.
„Sammler in Not“, bringt der 78-jährige Ehemann mit jugendlichem Elan den Mangel an Präsentationsmöglichkeiten auf den Punkt.

Neuer Anstoß
Immerhin geht es um über 600 Werke von Künstlern, die sich dem Minimalismus und der konkreten Kunst verschrieben haben. Zudem unterhält Siegfried Grauwinkel, der seit 2011 in Kleinmachnow lebt, eine weitere Kollektion, die er „Sammlung disponibel“ nennt. „Das sind Bilder aus meiner ersten Phase. Damals hatte ich alles gekauft, was mir gefiel und erschwinglich war. Ich kam in Kontakt mit Rechtsanwalt Peter Raue. Der hat in der Berliner Kunstwelt eine wichtige Bedeutung. So brachte er die „MoMA“-Ausstellungen zu uns. Bei ihm erkannte ich, dass ich keine Sammlung, sondern ein Konglomerat an Kunstwerken besitze. Seitdem habe ich mich auf die Moderne nach 1960 konzentriert. Dabei geht es um Minimalismus. Die früheren Bilder stehen zum Verkauf. Allerdings gehen ausgerechnet die Berliner Künstler besonders schlecht“, bedauert Siegfried Grauwinkel.

Budapest und Prag
Er würde seine „Sammlung Grauwinkel“ gerne der breiten Öffentlichkeit präsentieren. „Ich kann mir aber kein eigenes Museum wie andere leisten“, begründet er, weshalb er sich als „Sammler in Verzweiflung“ sieht.
Dabei hatte er durchaus für großes Aufsehen mit seinen Bildern gesorgt. So verweist er auf eine vielbesuchte Ausstellung im „Vasarely Múzeum“ in der ungarischen Hauptstadt Budapest. „Dort standen aber nur 500 Quadratmeter zur Verfügung. Damit konnten gerade mal 108 Arbeiten gezeigt werden.“ In der tschechischen Hauptstadt Prag waren Bilder seiner Sammlung ebenfalls schon zu sehen. Sie trafen auf riesiges Interesse.

Kurze Glücksmomente
So ist die Freude über Zukäufe zur „Sammlung Grauwinkel“ stets etwas getrübt: „Ich packe die Neuerwerbung mit großer Freude und Erwartung aus. Als nächstes wird das Werk fotografiert und dokumentiert. Anschließend wird es leider wieder verpackt. Das Bild verschwindet dann in meinem Fundus, den ich in Berlin eingelagert habe. Anschauen kann ich es mir dann nur auf dem Bildschirm“, gibt er Einblick in sein Dilemma der beengten Raumverhältnisse. Wie aus Siegfried Grauwinkel ein Sammler moderner Kunst wurde, ist eine abenteuerliche Geschichte. Er verweist darauf, in ärmlicheren Verhältnissen in Berlin aufgewachsen zu sein. „Vater war Tischler, Mutter ging putzen, um die Haushaltskasse aufzubessern. Mit Kunst gab es keinerlei Berührung. Ich ging weder in Museen noch ins Theater oder zu Konzerten.“

Erfolgreicher Verkäufer
Aber der Junge war ein aufgeweckter Verkäufer. „Unsere Firma entwickelte Beleuchtungskonzepte, unter anderem für Architekten und ambitionierte Bauherren. Unser Chef war der Meinung, dass wir etwas von Ästhetik verstehen müssten. Dazu gab es Schulungen.“
Als Jahresbonus 1980 für den umsatzstärksten Verkäufer war eine Nordamerika-Reise mit dem Chef ausgelobt. Gewinner war der junge Siegfried Grauwinkel. „Als der Chef in einer Galerie in Toronto zwei Bilder kaufte und dafür 45 000 D-Mark ausgegeben hatte, war ich total schockiert. Es arbeitete in mir. Zwei Jahre später kaufte ich mein erstes Original für damals stolze 2 000 D-Mark. Es war ein ‚Brushstroke‘, also ein Pinselstrich, und stammte vom indonesischen Künstler Teguh Ostenrik.“

Entsetzte Familie
Siegfried Grauwinkel erinnert sich an das Echo: „Zuhause angekommen, schlugen alle in der Familie die Hände über dem Kopf zusammen, wie ich für einen Pinselstrich auf der Leinwand solche Unsummen ausgeben konnte. Meine damals zwei kleinen Mädchen waren der Meinung, das genauso zu können“, schmunzelt der Kunstliebhaber. „Ich kaufte drei Leinwände, weil eine Schulfreundin von ihnen ebenfalls mitmachen wollte, breitete sie im Keller aus und los ging‘s. Am Ende legten wir das Original dazwischen. Siehe da, alle mussten zugeben, das dies das beste war und es keine von ihnen erreichen konnte.“

Schwarz und blau
Lange Zeit machte Siegfried Grauwinkel der in seinem Namen verankerten Farbe alle Ehre. „Bilder mussten schwarz sein oder in einer Abwandlung davon gemalt sein. Als weitere Farbe kam nur Blau in Frage. Rot schauderte mich. Mittlerweile kann ich mich aber sogar mit Gelb anfreunden“, schmunzelt er.
Jetzt darf man gespannt sein, welche Gemeinde so schlau ist und die besondere Gelegenheit ergreift, Räume für eine derartig hochkarätige Sammlung zur Verfügung zu stellen.
Gerade das mondäne Kleinmachnow wäre dafür ein idealer Ort!

Erstellt: 2022