Dampfschiff und Traumschiff: Seebär geht in Kleinmachnow vor Anker
Seemann | |
Rolf Avemark | |
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Schönheit in jedem Hafen
Stand: Oktober 2021
Wo findet man die schönsten Mädchen? Was sich gar mancher fragt, kann ein echter Kleinmachnower Seemann detailliert beantworten.
Schließlich hat er in vielen Ländern der Welt die Vorzüge eines Hafenbummels genossen.
Rolf Avemark kennt die sieben Weltmeere und die Hafenstädte aller Kontinente, „außer Australien“, fügt er hinzu.
„Nur in Japan bin ich nie gewesen“, ergänzt er weiter. „Aus meiner Sicht finden sich in
Indien die attraktivsten Mädchen. Ich meine aber nicht die Inderinnen, sondern vielmehr die Nepalesinnen. Die haben ungewöhnlich schöne Nasen, was in Indien so selten vorkommt. Die Südamerikanerinnen können ebenfalls sehr reizvoll sein. Bei ihnen kommen attraktives Aussehen und viel Herzlichkeit zusammen. In Mauritius war ich nahe dran, mich in die schöne
Marie-José zu verlieben. Die trat als Tänzerin auf. Allerdings erfuhr ich, dass sie damals gerade mal 14 Jahre alt war“, fasst er seine amourösen Erfahrungen als „Seebär“ zusammen. Mit Holländerinnen hingegen ist er weniger gut
zurechtgekommen.
Die Schwester geheiratet
Dabei wartete zuhause Ehefrau Eva Avemark, die beruflich als Arzthelferin arbeitet. Er hatte sie ebenfalls als junges Mädchen kennengelernt. „Ich war mit ihrer Schwester Karin liiert. Wenn ich auf See war, schrieb ich ihr regelmäßig heiße Liebesbriefe. Nachsatz war immer, dass die Briefmarken für ‚Evchen‘ sind. Die war damals zwölf und sammelte diese. Leider kam ich zurück und
Karin hatte einen anderen Freund. Da verliebten Eva und ich uns. Als wir 1973 heirateten war sie zarte 19 Jahre, ich bereits 25. Ein Jahr später kam unser Sohn Björn Avemark zur Welt. Er machte als Jugendlicher ein Praktikum bei Daimler-Benz in Japan und ist heute bei dem Konzern im Finanz- und Anlagebereich als Manager tätig. Vorher war er zwei Jahre in Seoul und sieben Jahre in Peking“, ist der Papi sichtlich stolz.
Tochter Kristin Avemark-Schleunitz hat etwas weniger abenteuerliche Gene. Sie ist Germanistin und beim „Deutschen Hörbuchverlag“ in Berlin tätig.
Abenteuerlust
Rolf Avemark stammt aus der Stadt Herzberg am Harz im Landkreis Göttingen in Niedersachsen.
Wie damals üblich, machte er mit 16 eine Lehre, in seinem Fall als Maschinenschlosser.
Es lockte die Welt, vielleicht bei der Bundeswehr? „Per Zufall traf ich auf einen Lehrling, der zwei Jahre vor mir abgeschlossen hatte. Ich fragte: ‚Wo kommst du denn her?‘
Die Antwort: ‚Aus Genua!‘ Das haute mich um.“ Die Idee, wie dieser zur See zu fahren, ließ ihn nicht mehr los. „Ich sprach bei der ‚Deutschen Dampfschifffahrts-Gesellschaft Hansa‘, kurz ‚DDG Hansa‘, vor.
Das war damals die größte.
Ich wurde sofort genommen. Es war ein heißes Leben. In
Hamburg auf der Reeperbahn konnte ich spätere Stars wie
Jimi Hendrix live erleben!“
Horrortrip
Es war Spätherbst 1965, die wilden 1970-er bahnten sich an. Die erste Fahrt sollte von Hamburg nach Gibraltar gehen. Avemark wurde entsprechend seiner Ausbildung im Maschinenraum eingesetzt. „Die Route ging über Dünkirchen durch die Biskaya, die für ihre Unwetter bekannt ist. Wir wurden davon derart getroffen, dass wir statt eineinhalb Tage sechs Tage brauchten, um durchzukommen. Wir hatten drei schwere Dieselloks geladen, die alle über Bord gingen. Die gesamte Mannschaft war seekrank“, erinnert er sich an den Horror auf See. Dennoch gab er nicht auf: Diverse Lehrgänge ermöglichten ihm schließlich, Maschinenführer auf großen Frachtern sein zu können.
Neben dem Abenteuer lockte das Geld: „Wir waren drei Kinder. Meine Mutter war mit 29 Jahren Witwe geworden. Von der ersten Heuer schenkte ich ihr einen Fernseher. Ich bekam 1968 als 2. Ingenieur 3 600
D-Mark brutto. Das war für
damalige Verhältnisse enorm.“
Nahe an den Krisen der Welt
Er erinnert sich an Fahrten von Marseille nach Genua, durch den Suez-Kanal nach Madagaskar und Mauritius.
„Gerade als 1967 der Sechs-Tage-Krieg zwischen den arabischen Ländern und Israel ausbrach, waren wir ausgerechnet im Suez-Kanal. Der war jetzt Kriegsgebiet. Es war eine sehr beängstigende Stimmung. Die Durchfahrt zum Mittelmeer
war nicht mehr möglich. Wir mussten umkehren und über den Äquator zurück nach Europa fahren. Andere Fahrten gingen durch den Panama-Kanal und entlang der Küste von Nordamerika. Wir machten in Orten wie New Orleans fest. In New York lagen wir in Brooklyn, wo ja viele schwarze Amerikaner leben. Gerade als wir Landgang hatten, sickerte die Nachricht durch, dass Martin Luther King ermordet worden war. Es war eine unglaublich aufgeheizte Stimmung, wir sollten sofort zurück an Bord kommen!“
Giftige Schlange
Im persischen Golf erlebte
er 1968 den Militärputsch
im Irak, der später Saddam
Hussein an die Macht bringen sollte.
Doch in Lebensgefahr kam er hier erst später: „Wir waren beim Angeln, da fiel mir
meine Mütze ins Wasser. Ich sprang hinterher, es waren etwa vier Meter. Als ich zurück auf der Hängeleiter war, sah ich eine riesige Schlange. Diese konnte tödlich sein!“
Selbst als Rolf Avemark nach der Heirat mehr für die Familie da sein wollte, erlebte er Bemerkenswertes: „Ich war auf einem RoRo-Schiff, also einer Art Fähre, die vorwiegend Fahrzeuge befördert. Sie pendelte zwischen Antwerpen und New York. Es war vom Prinzip her alles eher sehr langweilig. Doch spannend war, dass wir öfter Autos von Prominenten an Bord hatten, so zum Beispiel von Steve McQueen. Der war ja Schauspieler und Rennfahrer.“
Kaufhaus-Technik-Manager
Wieder war es jemand anderes, der mit einem Tipp seinem Leben eine neue Wendung gab. „Ich hörte, dass Hertie einen Seemann für die Baubegleitung und die technische Betreuung seiner Filialen sucht. Auf hoher See muss man ja vielseitig sein, dass machte uns auf dem Land interessant.“
Tatsächlich konnte Avemark eine neue Karriere starten. Er bewährte sich so glänzend, dass er schließlich ans „KdW“, dem größten und
renommiertesten Kaufhaus des Konzerns, gerufen wurde. Also zog die junge Familie Ende 1975 nach Berlin, wo das zweite Kind geboren wurde. Nach der Wende kam die technische Betreuung von Kaufhäusern des Konzerns, der 1994 von Karstadt aufgekauft wurde, in Sachsen und Sachsen-Anhalt dazu. Doch die Warenhäuser kamen ins Straucheln. „Es sollten 2005 über 6 000 Mitarbeiter entlassen werden. Teilweise gab es Turbo-Abfindungen, ich ließ mich darauf ein.“
Traumschiff
Damit, durch eine Erbschaft und durch den Verkauf der Eigentumswohnung am noblen Mexikoplatz in Berlin-Zehlendorf waren die Mittel frei, 1997 ins Eigenheim nach Kleinmachnow zu ziehen.
Dort hielt es Rolf Avemark allerdings nicht lange. Anstatt mit 59 Jahren, wie damals üblich, in den Vorruhestand zu gehen und die neue Heimat zu genießen, trieb es ihn erneut auf hohe See. So startete er nach diversen Schulungen und dem Erwerb nötiger Patente mit 59 Jahren seine Karriere auf dem Traumschiff.
Grüne Technik auf See?
„Hier sind 600 Personen tätig, um maximal 2 000 Gäste zu betreuen. Die Schiffe sind modernst ausgestattet. Sie fahren beispielsweise dieselelektrisch. Das heißt, riesige Dieselmotoren erzeugen Strom, der für einen Elektromotor als Antrieb dient. Das spart Treibstoff und führt
dazu, dass das Schiff absolut
ruhig ist. Seegang spürt man kaum“, ist Avemark immer noch begeistert.
„Wasser wird mit einer eigenen Aufbereitungsanlage gewonnen. Für das Grauwasser ist eine Kläranlage installiert. Die Speisereste werden zu Pellets mit einem minimalen Volumen und Gewicht verarbeitet und als Tierfutter eingesetzt“, gibt der Seebär aus Kleinmachnow, der für die „Hoteltechnik“ inklusive Elektrik, Kühlung, Küchen, Restaurants und Kabinen zuständig war, Einblick. „Am schönsten war es in Mauritius und Sri Lanka.“
Dass er jetzt doch zur Landratte wurde, ist der Bürokratie geschuldet. „Ich hätte nach zehn Jahren meine
Patente erneuern müssen. Das wollte ich mir mit mittlerweile fast 70 Jahren nicht mehr antun.“
Aufs Meer muss er zuhause allerdings nicht ganz verzichten: Die Wohnung hängt voll mit maritimen Motiven, denn Schwager Detlev Nitschke ist als Maler darauf spezialisiert!