Begehrt hinterm Mikrofon und auf der Leinwand: Kleinmachnower hat sie alle auf den Lippen
Synchronsprecher | |
Charles Rettinghaus | |
E-Mail: | charlesrettinghaus@web.de |
Die Stimme der Stars
Stand: November 2024
Als Brückenbauer angefangen, baut ein Kleinmachnower nun Brücken zwischen gefragten Stars und dem Publikum.
Charles Rettinghaus ist ein begehrter Synchronsprecher und leiht bekannten Schauspielern bis hin nach Hollywood seine Stimme. Dabei kann er auf über 1 500 Sprechrollen verweisen, die ihm mit markanter Tonlage, exzellentem Können und der entsprechenden Leidenschaft über die Lippen gingen.
Seit mittlerweile über 30 Jahren ist er damit zum Beispiel
an der Seite von Jean-Claude
Van Damme, der durch seine
Actionfilme mit Kampfsporteinlagen bekannt ist. In knapp 30 Filmen hat er ihn mit viel Emotionen und auf authentische Weise in die deutsche Sprache „übersetzt“.
Charles Rettinghaus wurde 1962 geboren und wuchs in
Remagen auf. Dort besuchte er wie jedes Kind eine Schule, was er aber nicht gerade prickelnd fand. „Ich hatte keine Lust darauf und lernen wollte ich auch nicht. Das ging tatsächlich so weit, dass ich zwei Klassen wiederholen musste und am Ende mit einer Abschlussnote von 4,8 von der Schule abging“, erzählt er kopfschüttelnd.
Anschließend bewarb er sich an einigen Schauspielschulen, schließlich war das damals sein großer Traum, aus dem
er allerdings ziemlich schnell erwachte. „Ohne Abitur oder
einer abgeschlossenen Ausbildung wollte mich keiner haben. Daher machte ich eine Ausbildung zum Brückenbauer“, erzählt er schmunzelnd und etwas verlegen.
Von der Bühne zum Mikrofon
Anschließend gelang es ihm dann doch, eine Stelle an der „Schauspielschule Margot Höpfner“ in Hamburg zu ergattern, wo er parallel Engagements an der „Kleinen Komödie Hamburg“ und am „Theater Lübeck“ hatte. Danach ging er nach Berlin, um dort einen Dreijahresvertrag am damaligen „Theater Die Komödianten“ zu unterschreiben.
Bei einer Aufführung wurde Wilfried Freitag auf ihn aufmerksam, der selbst Synchronsprecher war und zusätzlich Synchronregie führte. Durch diesen Kontakt kam es für Charles Rettinghaus zu ersten kleineren Rollen in dieser Branche.
Kometenhafte Aussichten
Eine große „Sternstunde“, die für viel Aufmerksamkeit sorgte, war seine Synchronisation von LeVar Burton als Geordi La Forge in der Serie „Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert“, die in Deutschland ab 1990 lief. Von da an folgte ein Engagement nach dem anderen für namhafte Darsteller und bei bekannten Serien.
Bei der US-Fernsehserie „Ein Duke kommt selten allein“ übernahm er in 147 Folgen die Sprechrolle des Bo Duke. Weiterhin synchronisierte er unter anderem Andre Braugher in „Kojak: Gefährliche Gier“, Matt Dillon in mehreren Filmen wie „Verrückt nach Mary“ oder „Nichts als die Wahrheit“ ebenso wie Brian Bloom in „Bandit – Ein ausgekochtes Schlitzohr gibt Gas als Bandit“. Weitere bekannte Namen sind Billy Zane, Jet Li, Casper Van Diesel oder Morris Chestnut.
Ganz aktuell ist er in der italienischen Fernsehserie „Don Matteo“ um Terence Hill zu hören, wovon nun die 6. Staffel synchronisiert wurde. Hier leiht er dem neuen „Capitano“ seine Stimme.
Django und Ray auf den Lippen
Eine lange und sehr intensive Zusammenarbeit gibt es mit Jamie Foxx. Dabei kann Charles Rettinghaus besonders stolz sein, denn aus unzähligen Bewerbern und nach mehreren Anläufen entschied sich der Megastar für den Kleinmachnower.
Besonders bekannt ist der afroamerikanische Schauspieler durch den packenden Western „Django Unchained“ sowie durch den Film „Ray“, der die faszinierende Geschichte der amerikanischen Soul-Legende Ray Charles erzählt. In beiden Werken war er Hauptdarsteller. „Die Aufnahmen zu ‚Ray‘ waren die schönsten in meiner bisherigen Karriere als Synchronsprecher. Das hatte eine extreme Energie“, schwärmt Charles Rettinghaus und erzählt weiter: „Ich habe einige Sprechrollen von afroamerikanischen Schauspielern. So war ich für Harold Perrineau, Victor Williams oder Michael Beach aktiv. Ich scheine wohl etwas Tiefes, Rauchiges in der Stimme zu haben, was gut dazu passt. Eventuell kommt diese Sprachprägung von Seiten meiner Großmutter, die Sinti- und Roma-Wurzeln hatte“,
berichtet er nachdenklich.
Vor der Kamera
Parallel zu seinen Aufträgen als Synchronsprecher schaffte er tatsächlich selbst den Sprung auf die Leinwand und zeigte sein schauspielerisches Können in Serien wie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“,
„Tatort“, „Küstenwache“, „In aller Freundschaft“ oder kürzlich bei „WaPo Bodensee“.
Bei Spielfilmen war er unter anderem für „Fucking Berlin“, „Operation White Christmas“ oder „Trunk – Locked In“ im Einsatz.
Stars ganz privat
Wenn man so nah an den großen Stars dran ist, bietet es sich natürlich an, diese zu Wort kommen zu lassen. Dazu hat der Kleinmachnower im Mai 2024 den erfolgreichen und hochgelisteten Podcast „Hollywoodgeflüster“ ins Leben gerufen, in dem sich alles rund um die Welt der Synchronsprecher dreht. Zu den bisherigen Gästen gehörten unter
anderem Manou Lubowski, Daniela Hoffmann,
Benjamin Völz, Sven Plate und Peter Flechtner. Diese standen ihm im Interview Rede und Antwort und gaben ebenso Details aus ihrem Privatleben preis. Aufzeichnungen dazu könnte er sich übrigens ebenfalls sehr gut vor Ort in den „Neuen Kammerspielen“ vorstellen.
Privat kann Charles Rettinghaus ebenfalls einiges beisteuern. Klassisch zog es ihn von Berlin aus vor 22 Jahren nach Kleinmachnow, der
grünen Umgebung und dem friedlichen Umfeld für seine Kinder wegen. Hier lebt
er mit Synchronbuchautorin Karin Rettinghaus in einem behaglichen Reihenhaus. Er hat zwei Töchter sowie einen Sohn, die alle erwachsen sind. „Ich arbeite viel mit
meiner Frau zusammen. Sie spricht fließend Englisch und Spanisch und übersetzt auch von mir Synchronbücher und Manuskripte“, berichtet er sichtlich stolz.
Wenn beide mal abschalten wollen, genießen sie die Ruhe und das Glücklichsein am See in Caputh auf ihrem Hausboot oder er umrundet die Region dort mit seinem Stand-up-Paddelboard.
Bond und Bücher
Allerdings, ein großer Wunsch wäre da noch gewesen: „Ich hätte gern mal Geheimagent James Bond synchronisiert, um den von Sean Connery
geprägten berühmten Satz ‚Mein Name ist Bond, James Bond‘ zu sagen. Aber dafür ist es wohl ein wenig zu spät“, so der 62-Jährige.
Wofür es jedoch niemals zu spät ist, ist, sich in eines der unzähligen von ihm gesprochenen Hörbücher zu vertiefen. So kann man ihm eindrucksvoll bei „Ghostwalker: Auf lautlosen Schwingen“ von Michelle Raven oder „Übertragungsfehler“ von Martha Wells lauschen.
Neu seit November mit seiner Stimme zu hören ist der humorvolle Kriminalroman „Mord im Himmelreich“ von Andreas Winkelmann. Darin hat der Autor das Kleinmachnower Multitalent mit verewigt und ihm sogar ein eigenes Kapitel gewidmet, was für einen echten Lese- und Hörspaß sorgt.
Und ganz bestimmt genießt der eine oder andere dabei
gemütlich einen Martini,
natürlich „Geschüttelt, nicht gerührt“.